Narro

Der Narro

Die wichtigste Gestalt der historischen Villinger Fasnet

Die Hauptfigur der Villinger Fastnacht, der Narro, hat diesen Namen erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Wie aus alten Ratsprotokollen ersichtlich, wurde der Narro als “Masquera” bezeichnet, das Narrolaufen als “Masquera-Laufen”. Auch heute noch wird für den Narro der Name “Maschgere” im örtlichen Sprachgebrauch angewendet, eine Bezeichnung, unter der man nicht etwa nur die Gesichtsmaske, sondern die Gestalt des Narro schlechthin versteht. Der Narro ist immer eine imposante Erscheinung geblieben, wenn auch das “Narrohäs” einige Wandlungen erfahren hat.

Das “Narrohäs”, wie der Villinger sagt, ist aus weißem Drill bzw. grobem Leinen gefertigt und besteht aus Hose, Kittel und Kappe. Alle Teile sind mit Figuren, Tieren und Blumen bemalt. Auf der Vorderseite der Hose sieht man den Bären und Löwen aufgemalt. Die Rückseite der Hose zeigt “Hansele” und “Gretele”; diese sollen Ausdruck sein für das Hänseln und Necken. In der rechten Hand hat der “Hansele” den sogenannten Narrenstab, während die linke eine Wurst in die Höhe hält, womit der “Hansele” das “Gretele” necken will. Das “Gretele” trägt eine Hechel, das Symbol für den gutmütigen Spott, mit dem der Narro seinen Opfern “strählt”. Die Löwen und vom Bären halten Weingläser. Die beiden Tiere halten noch je eine Tulpe in ihren Pratzen, die, wie auch die anderen aufgemalten Blumen, vermutlich den nahenden Frühling versinnbildlichen.

Vier Apfelgruppen auf grünen Blättern sind Zeichen der Fruchtbarkeit. Am Kittel oder “Schobe” finden wir wieder zwei Tierfiguren, den schwächlichen Hasen sowie den stärkeren Fuchs. Auf dem Rücken des “Schobens” sieht man das “Hansele” mit einer Katze.

Tulpen und Knospen sind an den Außenseiten der Ärmel aufgemalt, während an den Innenseiten Würste als Sinnbild der Fasnachtessen zu sehen sind.

Die Kappe, an der die “Scheme” befestigt wird, trägt die Kopfbilder von Hansele und Gretele. Die aus Lindenholz geschnitzte Maske oder “Scheme” ist wohl der kostbarste älteste Teil der Narroausstattung.

Nicht minder historisch sind die Narrorollen, die paarweise über die Schulter gelegt werden und sich kreuzweise auf Brust und Rücken überschneiden. Sie sind aus Bronze gegossen und wiegen zwischen 30 und 50 Pfund. Die einzelnen Rollen sind auf Riemen gefaßt. Durch den “Narrosprung” werden sie zum Erklingen gebracht.