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Finale Gala von Hans Messmer und Albert Sauter: Die Spittelsänger nehmen Abschied von der großen Bühne. Die Tonhalle ist zweimal ausverkauft, die Begeisterung riesengroß

Einzigartig! Wunderbar! So schee! Die Gäste der Abschiedsgala der Spittelsänger schwärmten. Kein Wunder: Vier Stunden Villinger Hits und spitzbübisch vorgetragene Gassenhauer auf der Tonhallen-Bühne, Riesen-Applaus für Hans Messmer und Albert Sauter.

Alle, die Villingen im Herzen tragen, standen am Samstagabend kopf, als der rührende, begeisternde, mitreißende und sagenhaft schöne Abend zu Ende ging. „Alles hat ein Ende“, jubelte das Duo singend in die Menge. Sie gingen so von der Bühne, wie sie auch als Bürger sind: Charmant. Aufrecht. Und vor allem: Mit einem Lächeln.

Das Vorspiel: Eigentlich hatten die Spittelsänger ihren Abschied wie einen Diaaso hatten sie das vor. Als klar wurde, dass die Ticket-Nachfrage riesig geraten könnte, trauten sie sich, motiviert von der Narrozunft, in die Tonhalle. Und konnten es dann kaum fassen, dass ihr Abend binnen Minuten ausverkauft war und eine zweite Vorstellung am Sonntag terminiert wurde. In Zahlen: Samstag vor 750 Gästen, Sonntag vor 680. So treten nicht viele hier in der Stadt auf. Dabei hätten gerade diese Beiden es wissen müssen. Wie singen sie in einer ihrer Lied-Strophen? „Die Neue Tonhall, sie isch zu klein...“

Die Show: Perfekt geplant, massiv die Probenarbeit, und doch traten Hans Messmer und Albert Sauter mit gehörigem Lampenfieber an: Hält die Gesundheit, bleibt die Stimme? Alles ging gut. Sie standen wie eine Eins. Und es war wie bei großen Stars. Drei Gesangs-Blöcke zu je 45 Minuten und zweimal Pause. Das ist kaum zu glauben. Hans Messmer, 76-Jährig, und Albert Sauter, 74 Jahre alt, nichts konnte sie umwerfen, höchstens die eigene Ergriffenheit. „Bene“ Sauter als Rhythmusgeber an der Gitarre trieb sich selbst und seinen Freund voran, das vielleicht Beeindruckendste überhaupt am Auftritt der Beiden: Alle Texte der 39 Songs, wirklich alle, wurden auswendig durchgesungen. Unfassbar! Das i-Tüpfelchen: Die Beiden veränderten ihre Garderobe mehrfach. Erst eine Seidenschleife mit gepunkteter Weste, dann eine Fliege zu rotem Tuch und am Schluss ein Fasnetsänger-Häs mit grünem Schlips, Buttons auf dem Wams und Melone auf dem Kopf. Wieso das? Hans Messmer: „Jetzt kummet andere Lieder!“

Das Publikum: Super Gäste am Samstag und auch am Sonntag: Joachim Wöhrle erklärte den Werdegang der Gruppe etwa zehn Minuten lang, dann gab es kein Halten mehr: Die beiden Barden wurden geradezu auf die Bühne hochgejubelt, viele Gäste sangen bei den bekannteren Liedern von A bis Z mit, ein Vater mit seinem Sohn, eine ganze Familie, zwei Frauen – alle irgendwie vereint. Aus Schwenningen wurde namentlich Jürgen Wangler begrüßt, die doppelstädtische Handreichung kam von Hans und Bene erst galant: „Mit passet einfach z`samme“, ulkten sie los und servierten sogleich das Sahnehäubchen dazu: „Nur mit de Sproch, do haperts. Bii is isch halt e alts Fahrrad en Geppel!“ Doch die Gäste waren linguistisch schwer auf Zack. Als Hans Messmer nach dem Schwenninger Begriff für Mariele ins Publikum fragte, antwortete es prompt aus vielen Kehlen: Melle!

Haben die Ehre: Zwei Villinger Fasnetgrößen erwiesen den beiden Spittelsängern ihren Respekt. Margot Schaumann und Lambert Hermle umgarnten das Programm mit zwei einzigartigen Auftritten. Lambert Hermle gab den Spital-Mathis so, dass man sich fragen musste, wer jetzt wohl das größere Original sein könnte. „Keine Angst vor dem Spittel“, zischte er den beiden Senioren Hans und Bene durch eine riesige Zahnlücke zu. Margot Schaumann hatte ihre Jungfereball-Nummer als Königin von England eigens für diesen Abend umfrisiert, auf ihren Auftritt gab es regelrechte Applaus-Stürme. Die schönsten Worte sagte sie ganz am Ende des Abends: „Hans und Albert – wir werden euch nie vergessen!“

Freunde und Helfer: Die Abschiedsgala wurde vom Zunftmeister der Narros, Joachim Wöhrle, trefflich geführt. Ohne Klaus Hässlers Organisationstalent hätte an den beiden Abenden nicht viel zusammen gepasst. Und Barbara Walz gestaltete einen Button für die Gäste, als Erinnerungsstück an einen Abend, den Joachim Wöhrle so abmoderierte: „Wir dürfen uns glücklich schätzen das miterlebt zu haben.“ Die Spittelsänger ihrerseits gehen mit großer Geste: Sie spenden die Einnahmen für die Sanierung der Zehntscheuer.

Der Evergreen: Das Lied vom Kamm sangen die Spittelsänger ganz am Schluss. Genauer: Bevor sie vier Zugaben singen mussten. Fitzikabeberle - der Säger-Richard - die Eier mit zwei Dotter, kurz: die Hymne, die jedes Kind im Städtle kennt und die sich so rätselhaft schreibt: Hätt denn kon kon Kamm, sooo fangt Villingerisch an. Fasnetschlager Nummer eins. Seit Jahrzehnten. In allen Wohnstuben der Bürgerschaft vorhanden, früher auf Single-Schallplatte, dann auf Tonband, später als Musikkassette, heute digital abgespeichert. Die Musik dieser ganz besonderen Gruppe hat immer im besten Sinne gewirkt. Das war früher so, das ist heute so. Spittelsänger – das geht für Villinger immer. Und zwar mitten ins Herz!