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Auf ein rundum gelungenes Jahr 2011 blickte die Historische Narrozunft Villingen bei ihrer Generalversammlung am Donnerstagabend zurück. Zumindest beinahe.

Die Ratsherren der Zunft waren beim Abspielen des Narromarsches bei der Generalversammlung bereits in richtig närrischer Vorfreude. Im Hintergrund die geehrten langjährigen Mitglieder der Narrozunft. Bild: Jochen Hahne

Auf ein rundum gelungenes Jahr 2011 blickte die Historische Narrozunft Villingen bei ihrer Generalversammlung am Donnerstagabend zurück. Zumindest beinahe. Die Reduzierung der Sitzplätze in der Neuen Tonhalle trübte auch bei den „Historischen“ die Stimmung und war Gegenstand von Diskussionen. In der Versammlung wurde sogar der Vorschlag unterbreitetet, bei den bevorstehenden Zunftbällen in der Tonhalle Bierbänke aufzustellen, damit mehr Gäste an Tischen untergebracht werden können. Doch vermutlich wird es der Vorstand bei der ankündigten Reihenbestuhlung belassen und testen, ob dies eine gute Lösung ist. Und wenn nicht, dann hat die Narrozunft für 2013 schon einen Blick auf das Theater am Ring geworfen.

Joachim Wöhrle erinnerte an das Wort des ehemaligen Baubürgermeisters Theo Kühn, der von der Neuen Tonhalle als dem „größten Kiosk Deutschlands“ sprach. Richtig angefacht wurde die Debatte um die Sitzplätze bei der Generalversammlung allerdings von Berthold Ummenhofer, der, wie seit vielen Jahren, die Entlastung der Vorstandschaft beantragte. Der ehemalige Feuerwehrkommandant der Doppelstadt äußerte die Befürchtung, dass die Stimmung im Saal erheblich leiden könnte, wenn die Besucher wie in einem Theater in Sitzreihen ohne Tische sitzen müssen. Mit dem Schorleglas in der Hand könne dann nicht mal mehr richtig applaudiert werden. Sein Vorschlag daher: Bierbänke und Biertische aufstellen wie einst in der alten Tonhalle. Die sind schmäler wie die bisherigen Tische und damit könnten mehr Tischreihen aufgestellt werden. „Ich sitze lieber auf unbequemen Bierbänken als in einer Reihenbestuhlung“, so Ummenhofer. Es könne und dürfe doch nicht wahr sein, dass die Tonhalle nur noch von 500 Gästen besucht werden kann.

Derzeit sind gerade noch 584 Sitzplätze an Tischen möglich. Zunftmeister Joachim Wöhrle sagte am Ende der Versammlung zu, dass der Verein den Bierbank-Vorschlag prüfen werde. Allerdings drückte er seine persönliche Skepsis aus. Es sei fraglich, ob Bierbänke mit den bestehenden Abständen der Podesterie in der Halle tatsächlich mehr Platz brächten. Außerdem sei dies vom Komfort ein Rückschritt. Die rund 300 anwesenden Mitglieder stimmten aber mit breiter Mehrheit dem Antrag zu, dass die Vorstandschaft die Sache noch einmal prüft. Außerdem befürworteten die Anwesenden den Antrag eines Mitglieds, dass die Zunft auch künftig ihre Fastnachtsbälle durchführt und nicht, wie die Katzenmusik in diesem Jahr, wegen der Sitzplatzreduzierung absagt. Zugestimmt wurde auch der Erhöhung der Eintrittspreise von 12 auf 15 Euro. Eine noch größere Preisanhebung, wie sie von dem Antragsteller zunächst vorgeschlagen wurde, hielt der Vorstand für unangemessen.

Ansonsten blickte Zunftmeister Joachim Wöhrle mit Zufriedenheit zurück: „Alles lief rund.“ Mit Blick nach vorne beharrte er mehrfach auf die Fertigstellung der Zehntscheuer-Sanierung zum 12.12. 2012. Offenbar ist dieses Ziel stark ins Wanken geraten. Insgesamt, so Wöhrle, stehe der Ausbau der Zehntscheuer auf „soliden Füßen“. Der Verein sei aber nach wie vor auf finanzielle Unterstützung und vor allem auf arbeitswillige Mitglieder angewiesen.

Auch finanziell hat die Zunft die Großbaustelle im Griff. Dies wurde aus dem Rechenschaftsbericht von „Säckelmeister“ Wolfgang Faißt deutlich. Insgesamt hat der Verein 2011 fast 92 000 Euro in den Ausbau gesteckt, dazu kamen Kreditkosten von rund 32 000 Euro. In den Rücklagen stecken noch 83 000 Euro. Auch sonst sind die Finanzen des Vereins geordnet, wie die Kassenprüfer bestätigten. Der Verein hat im vergangenen Jahr insgesamt fast 267 000 Euro umgesetzt, übrig blieb ein „Überschuss“ von 112,74 Euro.

Von einem regen Vereinsleben berichtete Zunftschreiber Matthias Reiner. Stolz verkündete er: „Die Bevölkerung nimmt ab, die Zunft aber legt zu.“ Zum Jahresende wurden exakt 4062 Mitglieder verbucht. Problemlos verliefen die Neuwahlen: Alle Amtsinhaber traten wieder an und wurden einstimmig gewählt. Mit Beifall aufgenommen wurde auch das neue Vereinslogo, das Alexander Doderer und seine Tochter Carolin von der Werbeagentur „Gruppe Drei“ für die Zunft entworfen hat.

Das unterhaltsame Highlight des Abends setzte Zunftball-Regisseur Alex Brüderle, der sich in närrischer Frühform durchs lokale Geschehen glossierte. Zur verkleinerten Tonhalle stellte er fest, dass es hier inzwischen mehr Urinale als Sitzplätze gebe. Zum Möbelhaus XXL-Lutz fiel ihm die Vokabel „Nix Nix Nutz“ und zu 40 Jahre gemeinsame Stadt Villingen-Schwenningen der Satz ein: „Hier wird etwas gefeiert, was es nicht gibt.“