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Generalversammlung der Historischen Narrozunft. Wöhrle entschuldigt sich für Ticket-Debakel.

Es darf geschunkelt werden. Zum Villinger Narrenmarsch haken sich vorne die Ratsherren Albert Sauter (von links), Horst Jaud, Heinz Ummenhofer und Edgar Sturm ein. Im Hintergrund schunkeln die Mitglieder, die für 25-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt wurden.

Zunftmeister Joachim Wöhrle heftet dem ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (rechts) die Ehrennadel für dessen 40-jährige Mitgliedschaft bei der Narrozunft Villingen an.

Ein überraschter Zunftsäckelmeister, eine Ehrung für langjährige Mitgliedschaft für den ehemaligen Landesvater und eine Entschuldigung des Zunftmeisters zu Beginn der neuen Fasnetsaison – die Hauptversammlung der historischen Narrozunft am Vorabend des Fasnetbeginns am 6. Januar hatte etliche Überraschungen parat.

So nutzte Zunftmeister Joachim Wöhrle die Versammlung zunächst, um sich für einen Fauxpas in Zusammenhang mit einer Benefizveranstaltung zu Gunsten der Zehntscheuer am 18. Januar offiziell zu entschuldigen. Für Unmut in der Bevölkerung sorgte der Umstand, dass für die Fasnachtsveranstaltung im Theater am Ring bereits vor dem offiziellen Vorverkaufsstart keine Karten mehr erhältlich waren. Sondern sämtliche fast 800 Tickets bereits im Vorfeld durch telefonische Bestellungen an den Mann gebracht wurden.

„Es war nie die Absicht, Mitglieder zu vergraulen oder Vetterleswirtschaft zu betreiben“, sagte Wöhrle. Da bei der Organisation der Benefizveranstaltung, zu der Fasnachter aus dem Raum Bodensee, Freiburg und Villingen-Schwenningen kommen werden, nicht klar war, wie das Angebot angenommen würde, zumal an diesem Abend etliche weitere Veranstaltungen stattfinden, fuhren die Organisatoren die Devise: „Was weg isch, isch weg.“ „Heute wissen wir, dass wir diese Veranstaltung hätten zwei Mal machen können“, so Wöhrle.

Er entschuldigte sich „bei allen, bei denen wir Hoffnung geweckt haben und diese nicht erfüllen konnten“. Als kleiner Trost versicherte er, dass bei zwei weiteren Benefizveranstaltungen zu Gunsten der Zehntscheuer in diesem Jahr der Kartenvorverkauf „ganz sicher anders laufen werde“.


Im Zusammenhang mit der Zehntscheuer informierte der Zunftmeister, dass er in diesem Jahr fest mit der Eröffnung rechnet. Auf einen genauen Termin ließ er sich zwar nicht festnageln. „Aber ich bin sicher, dass wir vor dem Flughafen in Berlin fertig sind.“ In den vergangenen sechs Jahren, in denen die Narrozunft die Zehntscheuer umbaute, wurden bislang mehr als 600 000 Euro investiert. Der überwiegende Teil des Geldes stammt aus Spenden und Sponsoren und Eigenmitteln. Die Mitglieder leisteten bislang mehr als 20 000 „unermüdliche, aber inzwischen auch ermüdende Arbeitsstunden“. Um die finanziellen Eigenmittel aufbringen zu können, waren die Mitglieder der Zunft außerhalb der Fasnet fleißig. Über Veranstaltungen wie Sommerfest und Stadtfest berichtete ausführlich Zunftschreiber Matthias Reiner.


Oberbürgermeister Rupert Kubon zollte den Narros seinen Respekt für den Umbau der Zehntscheuer. „Das ist für den Verein, aber auch für die Stadt wichtig“, sagte er.


Dass über den Umbau die Brauchtumspflege nicht vernachlässigt wurde, darüber legte Vizezunftmeister Hans-Jörg Voggenreiter Rechenschaft ab. Häsmoler- und Mäschgerleobed für Erwachsene und Mäschgerlenachmittag für die Kinder waren einige der Veranstaltungen. Der Häs-TÜV verlief weitgehend ohne Beanstandungen. Ein Dorn im Auge des Vorsitzenden des Brauchtumsausschusses war dagegen die Tatsache, dass vermehrt Narros gesichtet wurden, die ihre Scheme nicht auf dem Gesicht trugen, sondern „als Kopfschmuck“ auf dem Kopf. So sei die Anonymität nicht mehr gegeben. Schließlich gehört es zum Verständnis der Narrozunft, dass man nicht weiß, wer sich unter dem Häs verbirgt.


Unter den knapp 200 Mitgliedern, die für jahrzehntelange Mitgliedschaft geehrt wurden, war in diesem Jahr auch ein besonderer Ehrengast. Erwin Teufel, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, ist seit 40 Jahren Mitglied in der historischen Narrozunft (über die umfassenden Ehrungen berichten wir noch).