Der Zunftrat hat getagt und entschieden: Bei den Fastnachtsbällen der Historischen Narrozunft am 25. und 26. Januar gibt es wieder Tische und Stühle. Eine Neuauflage der Reihenbestuhlung wie im vergangenen Jahr wurde verworfen. Zunftmeister Joachim Wöhrle kündigte jedoch gestern an, dass für den Verein die Schmerzgrenze erreicht ist. „Wir werden nach der Fasnet das gesamte Konzept der Zunftbälle in ihrer bisherigen Form auf den Prüfstand stellen und klären, ob es weiterhin Sinn macht oder ob wir neue Wege gehen müssen.“
Die Sinnfrage stellt sich für die verantwortlichen Ballmacher deshalb, weil die Brandschutzauflagen in der Neuen Tonhalle jetzt noch einmal verschärft und die Zahl der Besucher und Akteure in der Neuen Tonhalle auf eine Obergrenze von 850 Personen festgelegt (wir berichteten). Dabei war es die Narrozunft selbst, die im Verbund mit den anderen Fastnachtsvereinen, die ihre Bälle in der Neuen Tonhalle abhalten, ein neues Brandschutzgutachten bei der Stadt angefordert hat. Allerdings erwies sich der Verstoß als Schuss ins eigene Knie. Die Hoffnung der Vereine, die Zahl der Sitzplätze, die zur Fasnet 2012 aus Gründen des Brandschutzes reduziert wurde, wieder erhöhen zu können, wurden gründlich enttäuscht. Denn ein von der Stadt beauftragtes Fachbüro deckte bei der Prüfung der Räumlichkeiten mehrere Schwachpunkte im Brandschutzkonzept auf, die letztlich das Gegenteil bewirkten. Villingens gute Stube darf nur noch Veranstaltungen mit maximal 850 Menschen durchführen. Beispielsweise gibt es in der Halle keine automatische Ansteuerung des Rauch- und Wärmeabzugs im Brandfalle. Diese und einige weitere Mängel müssten von der Stadt erst mit entsprechenden Investitionen behoben werden, bevor eine Erhöhung der Besucherzahl wieder möglich wäre.
Für die Berechnung der Personenzahl muss die Narrozunft rund 50 Mitarbeiter des Tonhallenpersonals (Catering, Technik) und die Mitwirkenden des Bühnenprogramms von 120 bis zu 150 Personen berücksichtigen. Dann bleiben unterm Strich folgende zwei Alternativen: Entweder eine „Reihenbestuhlung“ wie letztes Jahr ohne Tische mit 683 Sitzplätzen. Oder aber eine Parkettbestuhlung mit Tischen und 540 Sitzplätzen. Der Zunftrat hat sich schlussendlich für die Parkettbestuhlung entschieden. Denn in dieser Konstellation können noch rund 120 Stehplatz-Tickets für das Foyer verkauft werden. Aufgrund der Rückmeldungen im vergangenen Jahr kamen die Zunfträte nach Feststellung von Joachim Wöhrle zu Ergebnis: „Mit den Tischen sind die Leute sicher zufriedener“. Denn viele Gäste hatten sich 2012 über mangelnde Gemütlichkeit beim Ball beklagt.
Gleichwohl hat der Beschluss einen bitteren Beigeschmack. An beiden Abenden, so Wöhrle, können mit der Parkettbestuhlung rund 300 Plätze weniger verkauft werden. Das bedeutet weniger Einnahmen von rund 4500 Euro und noch mehr Karteninteressenten als bisher, die abgewiesen werden müssen. Insofern stellt sich für den Zunftmeister durchaus die Sinnfrage nach dem derzeitigen Ballkonzept.
Die anderen Vereine, Katzenmusik, Glonki-Gilde, Hexenzunft und die kleinen Vereine, haben die Parkettbestuhlung auch im vergangenen Jahr beibehalten. Allerdings haben diese Vereine keine gar so große Kartennachfrage wie die Narrozunft.