Ein reich ausgeschmückter Hut und ein aufwändig verziertes Kleid – dafür braucht es viel Fingerfertigkeit. Die neue Puppe von Ingeborg Jaag stellt Margot Schaumann von den Alte Jungfere dar. Bild: Hahne
Eine typische Strählszene zwischen dem freundlich verschmitzten Narro und einer Dame mit dem Fuchspelzkragen.
Ingeborg Jaag hat aus Silberdraht und kleinen Perlen eine Miniaturbrille geformt. „Das ist eine Designerbrille“, erklärt sie, während sie das Gestell auf die Nase ihrer neuesten Puppe setzt. Die handgefertigte Figur stellt Oberjungfer Margot Schaumann von den Alte Jungfere dar. Neben 80 weiteren ist diese Puppe in der Ausstellung „Historisches und Histörchen“ zu sehen, die am Sonntag im Franziskanermuseum eröffnet wird. Gestern legte Ingeborg Jaag nochmals letzte Hand an ihre Schöpfungen, damit sie bei der Ausstellung bestens zur Geltung kommen.
Damit die Nachbildung der Brille so realistisch wie möglich ist, hat Ingeborg Jaag alte Brillengläser verarbeitet. „Ich habe so lange an den Gläsern gefeilt, bis sie die richtige Form und Größe für die Puppenbrille hatten.“ Eines von zahlreichen Details, die aus der Puppe eine originalgetreue Nachbildung Margot Schaumanns machen. Als Vorlage für das Gesicht haben Ingeborg Jaag Fotos vom Altjungfere-Ball gedient.
Gesicht, Hände und Schuhe hat sie aus Modelliermasse geformt und bemalt. Auch beim Schmuck hat sie darauf geachtet, dass er originalgetreu wirkt. Aus alten Perlen hat sie eine Miniaturhalskette aufgezogen, die kleinen Handschuhe bestehen aus den Fingerspitzen echter Netzhandschuhe. „Besonders schwierig sind die Wimpern“, erklärt die Künstlerin. „Sie werden auf das lackierte Augenlid geklebt. Dafür brauche man eine extrem ruhige Hand und das werde ihr mit zunehmendem Alter immer beschwerlicher. 2012 hat sie aus diesem Grund nur diese eine Puppe hergestellt. „Für dieses Jahr sind keine weiteren Puppen in Planung. Ob ich in Zukunft noch weitere Puppen bastle, mache ich von meiner Tagesform abhängig“, sagt die 71-Jährige.
Um die Puppe möglichst echt aussehen zu lassen, hat Ingeborg Jaag lange nach passenden Materialien gesucht. Und ihre Geduld hat sich gelohnt: „Der Rock der Figur ist vom gleichen Stoff wie der originale Rock von Margot Schaumann“, berichtet sie. „Den habe ich in einem Schwenninger Stoffladen gefunden.“ Die Jacke aus Samt hat sie von Hand filigran bestickt und mit Perlen und Pailletten verziert. Für die Ausstellung hat Ingeborg Jaag die Fastnachtspuppen thematisch angeordnet. „Sie stehen ungefähr so, wie sie beim Umzug laufen“, erklärt sie. Die Alte Jungfere, also auch die Margot-Schaumann-Puppe, stehen für sich in einer Nische.
Auch wenn es noch ungewiss ist, ob sie noch weitere Puppen herstellt, weiß die Künstlerin jetzt schon, dass die detailgetreuen Figuren der Villinger Fastnacht weiterhin in Ausstellungen zu sehen sein werden. Und für die diesjährige Ausstellung haben sich die Organisatoren ein neues Konzept einfallen lassen, berichtet Museumsleiter Michael Hütt. Am Rande der Puppen-Schau informieren neue Texttafeln. Hire erfahren die Besucher Historisches über die Villinger Fastnacht. Präsentiert werden auch Anekdoten, aufgeschrieben im Villinger Dialekt. „Das sind dann die Histörchen“, erläutert Hütt den Titel der Ausstellung.