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Allen Grund zum Jubeln hatten die Zuschauer der tollen Mentigs-Umzüge. Die Katzenzunft beeindruckte mit kreativen Wagen.

Reich dekoriert mit leckeren Würsten ist dieser prächtige Butzesel, der schon dicke Beute gemacht hat. Er hat seine Treiber im Griff, obwohl es eigentlich andersherum sein sollte. Bild: Alle Roland Sigwart

Da freut sich Wuescht „Matze“ Reiner, wenn er eine schöne Frau am Straßenrand mit einem Stroh-Sträußle stopfen kann.

Mentigmorgen, minus fünf Grad, leichtes Schneetreiben: Ein Wetter, bei dem man sich gerne ein zweites Mal im Bett umdreht und unter die warme Decke kuschelt. Aber nicht in Villingen, da steht man uff de Gass und bejubelt die Umzüge.

Um kurz nach acht Uhr biegen die Wagen der Katzenmusik in die Niedere Straße ein, am Straßenrand hüpfen die Zuschauer von einem Bein auf das andere, um sich zu wärmen und rufen lauthals „Miau“. Die kleinen Kätzchen gucken noch etwas verfroren, aber mit jedem Meter steigt die Stimmung und als die ersten Wagen durch die Stadt rollen, herrscht Tauwetter am Straßenrand.

Das zentrale Rathaus hat die Wagenbauer der Katzenmusik zu kreativen Höchstleistungen inspiriert: Da wird Villingen schon mal zu dem kleinen gallischen Dorf, das sich gegen die Römer, beziehungsweise gegen den Oberbürgermeister wehrt. Das Wildschwein schmort am Spieß und Asterix und Obelix feiern. Ein gelungener Gag.

Statt zentrales Rathaus ein Kubon-Mobil wäre auch nicht schlecht und die Acht-Zylinder geißeln auf ihrem Wagen Kubons „Neuwahnstein“. Der Stadtrat zeigt sich zickig und verkündet „Mir zieht net mit um“. Ein mobiler Donnerbalken wäre nach Meinung der Katzen eine Lösung für das drängende Problem der öffentlichen WCs.

Den steigenden Spritpreisen entgehen die Katzen durch Radeln: Pack den Kater in den Tank – an der Cat-Tankstelle, ein witziger Motivwagen mit viel Dynamik. Man erahnt, wie viele Stunden Arbeit in solch einem Wagen und den dazu passenden Kostümen stecken. Die begeisterten Rufe der Zuschauer dürften für die Wagenbauer eine tolle Anerkennung ihrer Leistung sein.

Während die Katzenwagen durch das Bickentor fahren, sammeln sich beim Amtsgericht Alt-Villingerin, Morbili, Narro, Surhebel, Butzesel und Wuescht: Im Schneetreiben bibbern die Frauen in ihren filigranen Roben und Hauben.

Da haben es die Kleinsten besser, die warm eingepackt unter einer Decke in der oft liebevoll dekorierten und hergerichteten Chaise liegen. Viele kleine Mäschgerle zeigen viel Mut, gehen direkt zu den Zuschauern und verteilen ganz stolz Malzer. In breiter Front folgen die Narros und Surhebel und wenn sie zu hunderten zum Narrosprung ansetzen und die Rollen zum Klingen bringen, ist Gänsehaut-Feeling angesagt. Die Butzesel mit ihren Treibern fegen durch die Straßen und mischen den Zug ordentlich auf, von den Wagen prasseln die Malzer und hin und wieder auch Hochprozentiges. Die Kavallerie hoch zu Roß ist ein imposanter Anblick, ebenso wie prächtigen Kutschen.

Zum Schluss da kumme die Scheenste, hei des isch ä saubere Sach: Die Wuescht, angeführt von Wuescht-Vatter Roland Weißer, singen lauthals die Wuescht-Strophe des Villinger Schunkelliedes und animieren die Zuschauer zum Mitschunkeln. Die Stadt ist mittlerweile proppevoll, überall drängen sich Menschen, die Stimmung ist bestens. Und die Südstadtclowns sorgen bei ihrem anschließenden Umzug mit ihren bunten Kostümen für den Sonnenstrahl, der diesem Tag als einziges etwas gefehlt hat.

Quelle: Südkurier