Ein Hauch von Abschied lag in der Luft, als beim närrischen Benefizabend der Historischen Narrozunft am Ende die beiden Spittelsänger Hans Messmer und Bene Sauter ihren vorletzten Auftritt auf einer großen Bühne absolvierten. Rund 850 Besucher, mit feinem Gespür für die Situation, feierten die närrischen Barden am Samstagabend im Theater am Ring mit stehenden Ovationen – eine begeisterte Verneigung des Publikums vor dem „künstlerischen Lebenswerk“ der Spittelsänger. Am 12. April werden sie in der Tonhalle ihre Abschiedsgala geben.
Die Spittelsänger, schon mal als „älteste Boygroup Villingens“ apostrophiert, feiern in diesem Jahr ihr 50. Bühnenjubiläum. Jedes Kind im Städtle kennt ihre Lieder wie „Hätt denn kon kon Kamm“ und „Mir gon jetzt uff d'Gass“, die am Samstag als Zugabe ertönten, in- und auswendig. Vor allem durch ihre älteren Lieder im heimischen Dialekt, gewürzt mit viel Lokalkolorit aus dem Städtle, wurden sie zur Villinger „Kultgruppe“, die jeden Saal zu Begeisterungsstürmen hinriss. So auch am Samstag am Benefizabend, den die Historische Narrozunft zugunsten des Zehntscheuer-Umbaus veranstaltete (wir berichteten). „Wir waren richtig stolz“, bekannte gestern Hans Messmer. „Es hat richtig Spaß gemacht, dass die Leute so mitgemacht haben.“ Den stehenden Beifall werden sie so schnell nicht vergessen.
Es war beim Zunftball im Jahre 1965, als die Gesangstruppe erstmalig unter dem Namen „Spittelsänger“ beim Ball der Historischen Narrozunft auf der Bühne der alten Tonhalle auftrat. Im ersten Jahr noch in der Zusammensetzung Bene Sauter, Karlheinz Ummenhofer und Wilhelm Wildi. Im zweiten Jahr auf der Zunftballbühne war schon Hans Messmer mit dabei, Wilhelm Wildi hatte aufgehört. Nicht weniger als 24 Jahre lang standen die Spittelsänger auf der Zunftballbühne.
Fünf Jahrzehnte sind seit dem ersten Auftritt vorübergezogen. Legendäre Mitstreiter wie der unvergessene Karlheinz „Schanko“ Ummenhofer, der begnadete Textschreiber der Gruppe, und auch dessen Nachfolger Werner „Tschäbet“ Hirt sind nicht mehr. Die beiden verbliebenen Spittelsänger Hans Messmer (76) und Albert „Bene“ Sauter (74) haben sich entschieden, dass ihr 50. Bühnenjubiläum in diesem Jahr zugleich ihr Abschied von größeren öffentlichen Auftritten sein wird. Das Alter und auch die Gesundheit, fordern ihren Tribut.
Zur Fasnet 2014 aber geben sie noch mal alles. Bei den Sonderveranstaltungen der Villinger Kneipenfastnacht diese und nächste Woche haben sie zwei Auftritte, acht Tage vor der Fasnet geht es wie üblich mit den Rietvögeln zum Auftritt ins Heilig-Geist-Spital (daher der Name „Spittelsänger“), am „Schmotzige“ singen sie im „Diegner“ und am Fasnetsamstag in der „Zehntscheuer“. Am Samstag, 12. April, folgt der finale Paukenschlag: Hans Messmer und Bene Sauter laden ihre Fans zur Abschiedsgala in die Neue Tonhalle ein. Letzte Gelegenheit für alle, die Lokalmatadoren noch einmal auf einer großen Bühne zu erleben. Die beiden wollen in zweieinhalb Stunden umfassend das unnachahmliche Repertoire der Spittelsänger präsentieren.