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Villingen-Schwenningen - Zum Jubiläumskurs ließ sich die Historische Narrozunft etwas Besonderes einfallen

Anonymität beim Strählen ist alles. Beim Jubiläumsstrählkurs in der Zehntscheuer probieren die Interessenten aus, wie es ist, jemandem durch die Scheme die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.

Es ist die hohe Kunst der historischen Villinger Fasnet und seit jeher die „Hauptaufgabe“ des Narros: Das Strählen. Damit diese Tradition, an zwei Tagen im Jahr jemandem durch die Holzscheme auf liebenswerte und humorvolle Weise die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, von den Hästrägern im gewünschten Sinne fortgeführt wird, rief die historische Narrozunft Villingen vor 25 Jahren den ersten Strählkurs ins Leben.

Rund 1150 Mitglieder, so Schaumann, haben sich seither in die Kunst des Strählens einweihen und einweisen lassen. Den Jubiläumsstrählkurs zelebrierten die Obernarren jetzt auf besondere Weise. „Das Wichtigste am Strählen ist – der Spaß für das Gegenüber und für uns selbst“, formulierte Ratsherr Bene Schaumann.

Zusammen mit Lambert Hermle und Karl Haas rief er den ersten Strählkurs 1989 ins Leben. Aus dem anfangs belächelten Kurs hat sich längst eine feste Institution in der Vorfasnetszeit entwickelt. Seit 2010 gehört Ratsherr Peter Metzger zum Team der Strähllehrer.

In der Zehntscheuer weihte das Trio 70 Interessierte in die Geheimnisse des richtigen Strählens ein. „Strählen ist das Herz der Fasnet“, sagte Bene Schaumann. Damit das „Herz“ am rechen Fleck sitzt, muss der Neu-Strähler einige Dinge beachten. Das Strähl-Opfer darf nie beleidigt werden, keine Witze oder Sprüche über die Kirche und unter der Gürtellinie.

Und, am Wichtigsten: „Anonymität ist alles und durch nichts zu ersetzen“, bläuten die Strähllehrer ein, sich niemals, auch nicht nach der Fasnet, als derjenige zu erkennen zu geben, der gestrählt hat.
Zwar sei das Strählen bei Verwandten, Bekannten und Freunden am einfachsten, weil man über solche Personen am meisten Anekdoten wisse. Doch auch mit fremden Menschen könne das Strählen viel Spaß machen. Themen finden sich überall. „Der Beruf, das Hobby, die Frisur, die Kleidung, man kann über alles strählen“, nannten sie Beispiele und ermunterten die Zuhörer, sich am Strählen zu versuchen.

Zwischen den einzelnen Lektionen sorgten einige Gäste für Auflockerung. Die Dörr-Brüder bewiesen dabei, dass man auch musikalisch strählen kann. In ihrem „Klagelied der Narros“ wurden die Narros unversehens selbst zum Strähl-Opfer, als das erfundene Gründungsjahr, geklauter Narromarsch und verzögerter Einzug in die Zehntscheuer zum Thema wurden.

Ebenfalls mit Programmpunkten beteiligt waren Henry Greif und Gunter Schwarz, Zunftmeister Joachim Wöhrle mit einem Gedicht, wie Strählen nicht geht. Mit Wort- und Liedbeiträgen waren zudem Ulrike Hermle und ein musikalisches Quartett dabei.

Der nächste Strählkurs mit praktischen Anleitungen findet am kommenden Freitag, 24. Januar, um 19.30 Uhr im Spitalkeller statt.