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Villingen-Schwenningen - Der Butzesel und seine Trieber gehören zur Villinger Fasnet. Die Untergruppen der Narrozunft haben sich fürs Jubiläum etwas Besonderes ausgedacht: einen Sternlauf zum Latschariplatz.

Sie treiben in diesem Jahr bei der Villinger Fasnet als Butzesel ihr Unwesen in den Straßen und Gassen sowie in den Stüble treiben: Floh Weißer (von links), Erik Fürderer, Lukas Eisenmann und Benjamin Oberle. Bild: Disch

Der Butzesel mit seinen Triebern gehört traditionell zum Erscheinungsbild der Villinger Fasnet und ist auch ein beliebtes Fotomotiv. Wenn er auf seinem Reisigast sitzend von den Triebern durch die Stadt gejagt wird, ist Hochstimmung angesagt. In diesem Jahr wird sich es zum 100. Mal jähren, dass der Butzesel wieder bei der Straßenfasnet zu sehen ist, von der er einige Jahrzehnte durch Verbote verschwunden war.

Neben der Kinderbutzeselgruppe werden am Umzug der historischen Narrozunft am Fasnetmentigmorgen auch vier Butzeselgruppen mitlaufen. Jede Gruppe hat so an die 60 Trieber, die sich zu geselligen Veranstaltungen auch unter dem Jahr treffen. Der Zulauf ist nach wie vor groß und jede Gruppe regelt intern die Bedingungen zum Mitlaufen. In diesem Jubiläumsjahr haben sich die Butzeselgruppen mit ihrem Butzeselvater Benjamin Walter etwas Besonderes ausgedacht. Beim Maschgerelauf am Fastnachtsmontagnachmittag wird ein Butzesel mitlaufen, der aber nur von einer handvoll Triebern, wie es früher üblich war, durch die Obere- und Rietstraße gejagt wird. Sicherlich wird er einige Leber-, Lyoner- und Schwarzwurstringe auf den Eselohren tragen oder ein Pärchen „Villingerle“ in den Nasenlöchern haben, die er im Verlauf des Vormittags bei den langsam aussterbenden Metzgereien in der Stadt ergattert hat.

Jede Gruppe, so Benjamin Walter im Gespräch, hat ihr eigenes Butzeselstübchen. Dieses wird durch die Gruppe rechtzeitig hergerichtet. Hier ruhen sich lahme oder müde Trieber aus und auch der Butzesel darf seine Stimme hier etwas schonen. In den Stüble der Stachis ist aber immer gute Stimmung angesagt. Die Mitglieder werden hier auch verköstigt.

Aber nach kurzer Verweildauer treibt es den Butzesel wieder auf die Gass, wo er sein Unwesen treibt. Gern gesehen sind die Butzeselgruppen in den Narro- und Narrenstüble, sowie in den Wirtschaften. Hier sorgt der Butzesel für ausgelassene Stimmung, denn er stimmt die Lieder an, die die Gruppen im Vorfeld gedichtet haben. Auch zünftige Wuescht-Eselsprüche hat der Butzesel auf Lager und am Schluss seines Besuches wird traditionell die dritte Strophe des Schunkelliedes „Wer kummt au dort im Blauhemd“ angestimmt und alle schunkeln mit.

Übrigens ist die Figur des Butzeselvaters erst zum dritten Mal besetzt. Der verstorbene Siegfried Bicker war der erste Butzeselvater. 16 Jahr lang übte er das Amt aus und reformierte so manches. Martin Schuhbauer folgte ihm. Auch er übte sein Amt 17 Jahre lang aus und seit vier Jahren vertritt nun Benjamin Walter die Interessen der Gruppen im Rat der historischen Narrozunft.

In diesem Jahr werden Lukas Eisenmann, Benjamin Oberle, Flo Weißer und Erik Fürderer sich im Häs des Esels verstecken. In einem Pressegespräch betonen sie, dass sie alle guter Dinge seien, die Stimmen werden geschont bis Fasnet und dann kann es losgehen. So mancher Butzesel und Trieber bekam am Fastnetdienstag oft schon kein Wort mehr heraus.

Die Butzeselgruppen haben sich zu dem noch etwas Besonderes ausgedacht für das Jubiläumsjahr. Am Fasnetmentig um 16 Uhr werden die vier Gruppen von den vier Toren aus in einem Sternlauf zum Latschariplatz rennen, wo man sich treffen wird. Dort wird der Butzeselvater so manches Sprüchle zum Besten geben und die Straßenfasnet zum Siedepunkt bringen.

Am Fastnetdienstagabend Punkt 24 Uhr ist es dann aus mit der Herrlichkeit. Der Butzesel wirft seinen Reisigast in das Feuer vor dem Rathaus auf dem Münsterplatz, das die Wuescht entzündet haben.

Der Butzesel

Das Häs des Butzesels besteht aus einem Anzug, auf den „Plätzle“, verschiedenfarbige Stoffflecken in Schindelform, aufgenäht sind. Noch im 19. Jahrhundert war übrigens ein aus Flicken zusammengenähtes Narrenkleid die deutlich billigere Alternative zu einem bemalten Narrohäs.

Auf seinen Schultern trägt der Esel einen Pelzkragen, auf dem wiederum ein großer Eselskopf aufliegt. Der Butzesel „reitet“ auf einem Fichtenast und er hat es mit seinem grimmigen, störrischen Getue meist auf die Damenwelt abgesehen.