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Zunftball glänzt mit tollen Nummern und gutem Motto - Publikum begeistert vom Ausflug ins „Xentralklinikum“

Großmutter Heidi Popko mit ihrem Kasperle-Nachwuchs: Das Kinderballett sorgt für gute Stimmung mit dem schwungvollen Kasperle-Tanz und pfiffigen Sprüchen. Bild: Alle Elke Rauls

Die Grenze geht quer durch den Kreissaal: Kommt das Kind jetzt in Schwenningen oder doch besser in Villingen zur Welt? Die Hebammen Alex Brüderle (rechts) und Olli Kienzler werben für ihren Stadtteil.

Der Kamuvi-Vorstand bei der Therapiesitzung: Da muss sich Thomas Moser so aufregen, dass die Therapeutinnen ihn kurzerhand fesseln und knebeln.

Parasitus Neckarus und Virus XXX-Lutzus begeistern mit ihren kecken Sprüchen

Die Verantwortlichen des neuen Zentralklinikums können einem leid tun: Die Zunft hat die Messlatte mit ihrem Zunftball „Xuntheit, Xaver, Xentralbereich“ hoch gelegt und ob die Klinikchefs ihren Patienten künftig das bieten können, was die Ballakteure der Narrozunft in grandioser Art und Weise präsentiert haben, ist mehr als fraglich. Aber vielleicht lassen sich die Ballregisseure Alex Brüderle und Anselm Säger ja als Klinkberater anheuern, Ideen, wie sich die Patienten rundum wohlfühlen haben sie auf jeden Fall zuhauf.Das Publikum fühlt sich trotz ungewohnter Reihenbestuhlung pudelwohl und geizte nicht mit Applaus während des gut zweieinhalbstündigen Ballprogramms.

Der Rundgang durch das neue Xentralklinikum wird zu einer echten Herausforderung für die Lachmuskeln: Witzig, bissig und boshaft haben die Akteure keinerlei Respekt vor Kommunalpolitikern, anderen Fasnetsvereinen und natürlich den Schwenningern. Rolf Ade an der Notaufnahme und sein „Bufdi“ Anselm Säger haben die Fäden in der Hand und führen durch den Klinikalltag.

Virenalarm Da kämpfen Alex Brüderle als Villinger Hebamme Trudi und Olli Kienzler als Schwenninger Hebamme Traudel darum, ob eine Hochschwangere ihr Kind auf Villinger oder Schwenninger Gemarkung auf die Welt bringt. „Gibt es denn Unterschiede zwischen Villingern und Schwenningern?“, fragt die Schwangere naiv. Von einer Zangengeburt durch Hebammenkollegin Renate raten Traudel und Trudi eher ab: „Das ist was für spätere Politiker, da wird das Rückgrat gleich entfernt, das braucht ein Politiker bestimmt nicht.“

Handfest zur Sache geht es im Gipsraum mit den Gipsern Olli Kienzler und Matthias Reiner, die den armen Michael Reiser als Patient malträtieren und eingipsen, dass er sich noch weniger bewegen kann als ein Wuescht. Rolf Ade betreut als Pfleger Mustafa zwei wehleidige Feuerwehrleute, die den Fasnetsmentig wegen einer Rauchvergiftung im Krankenhaus verbringen müssen. Da wird kräftig über Feuerwehrkommandant Heinzelmann und seine Pläne zur Einführung einer Berufsfeuerwehr gelästert und verbrannte Mehlsupp geschlürft. Mustafa entpuppt sich dann als Arzt, der aber nicht zur dringend anstehenden Operation kann, nein, er geht lieber als Butzesel mit der ersten Butzeselgruppe mit Migrationshintergrund uff'd Gass: „Bütz, bütz, bütz, zwo, drei, vier.. “.

Immer professioneller tritt der Nachwuchs der Zunft an und auf: Christof Ade, Quirin Säger, Mathis und Marius Richter und Marius Stadler zeigen als Viren und Bazillen keinerlei Respekt vor Kommunalpolitikern und ihren Handlungen. Wie der Virus Maximus, gemeinhin als Größenwahn bekannt, mit Ex-OB Matusza das Morrison-Projekt in den Sand gesetzt hat und wie der Virus OB Kubon geholfen hat, den Antrag für das High-Tech-Atrium auszufüllen, ist einfach klasse. Der Virus Dementus löst bei seinen Opfern einen aktuen Gedächtnisverlust aus und so können sich alle Stadträte nicht mehr daran erinnern, warum eigentlich die Tonhalle so klein ausgefallen ist. Und für den Virus XXX-Lutzus auf einem riesigen roten Stuhl ist klar: „Macht der Lutz seine Leute rund, sind die Stadtfinanzen gesund.“

Nicht fehlen darf im Krankenhaus eine Therapiestunde: Gleich der ganze Katzenvorstand ist angerückt, weil sich die ganze Welt gegen den Verein verschworen hat. Joachim Fuchs als tobender Thomas Moser, der schließlich von den Therapeutinnen gefesselt werden muss, ist ein echter Knaller und sorgt für Lachsalven in der Tonhalle. Pascal Beha als Kamuvi-Präsident Hess knipst immer erst eine Leuchte an, bevor er spricht und Alex Brüderle läuft dem echten Heinz Klingele fast den Rang ab. „Armer schwarzer Kater“, seufzen da sogar die Therapeutinnen. Eine Augenweide sind Peter Metzger, Hans Vosseler, Manfred Roth und Rolf Kübeler als adrette Krankenschwestern auf High-Heels, die schmettern: „Ich muss noch schnell die Zunft retten…“.

Roland Weißer zeigt sein komödiantisches Talent als überkandidelter Chefarzt Dr. Morzarella und die Frage, was mit einem Schwenninger passiert, der gestorben ist, beantworten Dominik Beha, Christoph Bachert und Anselm Säger: Ausweiden und komplett recyceln.

Glanzpunkte im Programm zaubern die verschiedenen Ballettgruppen: Angefangen mit dem Kinderballett und einer originellen Kasperle-Nummer mit Heidi Popko als Großmutter, fortgeführt vom Jugendballett im glitzernden 70er-Jahre-Look und in Vollendung dargeboten vom Zunftballett mit einem großartigen Vampir-Tanz in ausgefallenen Kostümen und gruseliger Atmosphäre. Nach diesem Abend ist klar: Die Warteliste für die Aufnahme ins neue „Xentralklinikum“ wird lang sein.